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Weltstadt mit Herz

von unserem Korrespondenten Andreas Waechter

Nachdem meine Geschichte über das "Radfahrer absteigen" sogar ins Gästebuch aufgenommen wurde, zwei weitere nette - aber ebenso wahre - Anekdoten, die sich in einer kleinen, süddeutschen "Weltstadt mit Herz" (den Namen der Stadt will ich nicht nennen) vor einigen Jahren zugetragen haben:

Es begab sich aber zu einer Zeit, als rot eingefärbte Radwege noch sehr sehr selten und in der Weltstadt mit Herz noch gar nicht zu finden waren.
Nach 2 Unfällen und mehreren Beinahe-Unfällen an einer Kreuzung (rechtsabbiegende Autofahrer gegen geradeaus fahrende Radler) schrieb ich dem Straßenbauamt, ob man nicht den Radweg im Kreuzungsbereich rot einfärben könnte, damit rechtsabbiegende Autofahrer aufmerksam werden auf den geradeaus führenden Radweg.
Als Antwort erhielt ich damals (sinngemäß, den genauen Wortlaut habe ich nicht mehr - leider), daß das nicht ginge, das würde das Stadtbild zu sehr verschandeln.
Ich fragte daraufhin an, inwiefern rote Radwege die Stadt mehr verschandeln als dreckig-graue Straßen.
Antwort: Straßen sind schon immer grau gewesen, rot kommt nicht in Frage, da es das Stadtbild verschandele.
Auf diese neue Weigerung, wegen Verschandelung des Stadtbilds rote Radwege einzuführen, fragte ich an, warum nach wie vor rote Autos zugelassen werden. Diese verschandeln das Stadtbild schließlich viel mehr als rote Radwege.
Auf eine Antwort warte ich noch heute, mehr als zehn Jahre danach.
[PS: Inzwischen gibt es durchaus an vielen Kreuzungen rote Radwege. Zusammenhänge zwischen dem Regierungswechsel von Schwarz auf Rotgrün und dem Auftauchen der roten Radwege werden nicht ausgeschlossen.]

Vor einigen Jahren wurden in selbiger Weltstadt die Autos von einer Furt (d.h. eine Straße) über den Marienplatz (der Teil der Fußgängerzone ist) verbannt und diese Furt war nur noch für Taxi und Linienbusse befahrbar. Dann wurde ein Versuch gestartet: Radfahrer sollten die Furt auch benutzen dürfen (eine erhebliche Abkürzung durch die Innenstadt).
Nachdem es zu zwei Beinahe-Unfällen gekommen war, forderten einige Leute, die Radfahrer wieder auszusperren, sie seien eine Gefahr für die Fußgänger. Als daraufhin ein Leserbriefschreiber meinte, man solle doch erst mal alle Straßen, auf denen es zu Unfällen zwischen Fußgängern und Autofahrern gekommen ist, für Autos zu sperren - für die, auf denen es nur zu Beinahe-Unfällen gekommen war, forderte er dies gar nicht -, schrieben die besagten Leute: das könne man doch gar nicht vergleichen, die Radfahrer in der Fußgängerzone seien eine viel größere Gefahr! [Anmerkung: die Furt war noch nie Teil der Fußgänger-Zone, schon immer standen auf beiden Seiten Schilder, die den Anfang der Fußgängerzone markierten, d.h. die Furt war genaugenommen zwischen zwei Fußgängerzonen.]
[PS: einer der Leute ist in der örtlichen Führung eines Clubs, der einen sehr ähnlichen Namen hat wie der ADFC]


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