Lang ist's her ... Es fährt sich so gemütlich mit der Straßenbahn. Man winkt nur mit dem Finger, dann hält der Wagen an. Hermann Löns, 1897 Auf der Straßenbahn Wie der Wagen durch die Kurve biegt, Gerrit Engelke, 1913 |
Werbung für ElektrizitätAnfänge des Öffentlichen Nahverkehrs in HannoverFoto: Üstra (sb) Bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts war der städtische Verkehr von Fußgängern und Fuhrwerken bestimmt. Die Straßen gehörten allen: Kutschern, Reitern, Pferdefuhrwerken und vor allem den Fußgängern, die vielfach auch mit Traglasten oder Karren unterwegs waren. Die „Bürgersteige" - eine fortschrittliche Einrichtung des 18. Jahrhunderts - waren den Fußgängern ohne Lasten und mit sauberer Kleidung vorbehalten. Ein eher seltenes Verkehrsmittel waren Sänften, die es im 18. Jahrhundert auch in der Residenzstadt Hannover gab. Der Wandel des städtischen Nahverkehrs begann allmählich in der Mitte des 19. Jahrhunderts. 1852 wurde eine im Stundentakt verkehrende Pferdeomnibusverbindung zwischen Linden (Schwarzer Bär) und dem Hauptbahnhof eingerichtet. Anfänglich gab es keine festen Haltestellen: Jeder Fahrgast konnte auf Zuruf ein- oder aussteigen. Zwanzig Jahre später wurde die erste Pferdeeisenbahn eingerichtet, zunächst von Herrenhausen nach Döhren. Nach zehn Jahren verfügte die Pferdeeisenbahn in Hannover bereits über 40 Kilometer Schienenlänge. Elektrische nach Herrenhausen Seit 1881 wurde ausgehend von den Siemens-Werken in Berlin die elektrische Straßenbahn entwickelt und nach kurzer Zeit mit der Erfindung der Stromabnahme in der „Oberleitung" perfektioniert. Gut zehn Jahre nach ihrer Erfindung begann auch in Hannover die Zeit der „Elektrischen". Der elektrische Betrieb wurde zunächst auf der Strecke vom Königsworther Platz nach Herrenhausen aufgenommen. Die Einführung des elektrischen Antriebs fiel fast zusammen mit der Gründung der Hannoverschen Straßenbahn AG, dem direkten Vorläufer der heutigen Üstra. Oberleitung war störend laut Der Übergang zum elektrischen Straßenbahnbetrieb war damals in Hannover keineswegs unumstritten. Vor allem die Bewohner der Innenstadt wehrten sich gegen die weitere Zunahme der Verkehrsgeräusche und gegen die störenden elektrischen Oberleitungen, die bald viele Straßen durchzogen. Oberleitungen wurden daher zunächst in den Außenbezirken und in Linden gelegt, während in der Kernstadt einige Zeit Akkumulatorenwagen in Betrieb waren. Die Stromabnahme war anfänglich mit erheblichen Kurzschlüssen, Funkenschlag und entsprechenden Geräuschen verbunden. Die elektrische Straßenbahn war auch deutlich schneller als die Pferdebahn, dadurch vermehrten sich die Konflikte mit den Fußgängern und Kutschern auf den Straßen. Da die Straßenbahn um 1900 der wichtigste Stromverbraucher war, bestand für die Stromunternehmen ein großes Interesse an der Ausweitung dieser Verkehrsart. Innerhalb von vier Jahren wurde das gesamte ehemalige Pferdebahnnetz elektrifiziert (bis auf die Innenstadt). In den nächsten Jahren erlebte die Straßenbahn einen rasanten Streckenausbau: 1899 fuhr die hannoversche Straßenbahn bis Hildesheim und Barsinghausen. 1902 umfaßte das Straßenbahnnetz 292 Kilometer, angeschlossen waren auch Pattensen, Großburgwedel und Anderten. Das Außennetz war übrigens zeitweise die größte Güterstraßenbahn Deutschlands: 1911 beförderte die Straßenbahn 400.000 Tonnen Güter. Pferde- und elektrische Straßenbahn waren übrigens einige Zeit lang eher Verkehrsmittel für die wirtschaftlich besser gestellten Bevölkerungsgruppen. Die Pferdebahnlinien nahmen 1892 ihren Betrieb gegen sieben Uhr auf - zu dieser Zeit waren die Arbeiter schon in den Fabriken. |