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Lister Meile für Radfahrer freigeben?
Pro und Contra

Wichtige Fahrradverbindung

Ursprünglich hatte die Lister Meile eine wichtige Funktion als radialer Zubringer für alle Verkehrsarten (Rad, Straßenbahn, Autos, Fußgänger) zur Innenstadt. Die U-Bahn und der Umbau zur Fußgängerzone waren eine immense Verbesserung: für die Nutzer des Nahverkehrs durch schnellere Erreichbarkeit und störungsfreie Fahrt, wenn auch mit weiteren Wegen zur Haltestelle verbunden, für Passanten und Anwohner durch mehr Ruhe und eine zumindest damals vorbildliche Flaniermeile. Der Autoverkehr wurde umgelenkt, aber nicht unbedingt erleichtert, denn den Niedersachsenring gibt es bis heute glücklicherweise nicht. Der Radverkehr wurde schlichtweg vergessen.

Für den wachsenden Radverkehr ist die Lister Meile daher auch heute noch eine ideale Route in die Stadt - ganz abgesehen von radelnden Bewohnern oder Kunden der Meile. Die Verbindung wäre gleichwertig nur durch die Edenstraße zu ersetzen, die aber vom Lister Platz aus kaum erreichbar ist. Besonders fehlt eine Überleitung zur Jacobistraße und dort eine Radstreifenmarkierung. An der Celler Straße sieht es besser aus. Aber auch hier wäre schon an der Ecke Sedanstraße/Lister Meile mit einer Wegweisung einzusetzen. In die Edenstraße gehören die RadlerInnen, die kein Ziel in der Meile haben oder schnell fahren.

In der Meile könnte etwa in der Form, wie es in der Georgstraße funktioniert, eine schmale Spur in der Mitte, gekennzeichnet mit "Fußgängerzone, Radfahrer im Schrittempo frei", eine Kanalisierung des Radverkehrs bewirken. "Radrüpel" müßten sich der vorsichtig fahrenden und endlich legalen Mehrheit unterordnen. Und die Polizei könnte diese sogar kontrollieren. Denn eins ist klar: Rasende Radler gehören nicht in die Meile! Die Meile soll den Fußgängern bleiben - Radverkehr kann sich dort nur unterordnen. (un)

Heinz Mazur, ADFC Ortsgruppe Hannover

Vorsicht - freilaufende Menschen!

Auch wenn die Zahl (gemeldeter) Unfälle gering ist: Echte Fußgängerzonen bringen einen erheblichen Gewinn an Lebensqualität für alle, die sich frei bewegen wollen, ohne auf Fahrzeuge achten zu müssen. Fußgänger sind die spontansten Verkehrsteilnehmer, die gerne einmal abrupt die Richtung wechseln. Die mittige Lauffläche der Lister Meile ist stellenweise nur 4 m breit. Für einen gemeinsamen Weg ist dies angesichts des Fußgängeraufkommens zu wenig. Eine Zuweisung bestimmter Flächen für den Radverkehr lehnen die meisten Fachleute ab, weil diese Vorrang für Radfahrer suggerieren, der in einer Fußgängerzone nicht erwünscht ist (so z. B. die Empfehlungen für Radverkehrsanlagen, ERA 95).

Allein zwischen Seume- und Celler Straße ist Radverkehr unproblematisch, hier kann er ganztägig zugelassen werden. Im nördlichen Bereich bis zum Lister Platz dagegen halte ich die derzeitige Nichtzulassung für sinnvoll  ebenso wie die Ausdehnung der morgendlichen Freigabe: wenn Lieferverkehr erlaubt ist, sollte auch Radfahren möglich sein. Tagsüber sollte der Durchfahrtsradverkehr über Umfahrungen geleitet werden. Die Strecke über Bödeckerstraße und In der Steinriede bietet sich an, müßte aber ausgeschildert werden. Bei der Querung des Lister Platzes zur (westlichen Umfahrung) Jacobi- und Edenstraße besteht erheblicher Verbesserungsbedarf.

Den Radfahrern mit Zielen in der Lister Meile ist zumutbar, zu bestimmten Zeiten maximal 100 m zu Fuß zu gehen oder ihr Rad zu schieben. Weitere Fahrradständer in den Randbereichen könnten dies unterstützen. Leider wird das Radfahrverbot ohne Kontrollen kaum durchzusetzen sein. Mein Wunsch ist, daß nicht der Regelverstoß an sich, sondern das vollkommen unangemessene Verhalten sogenannter "Rowdies" geahndet wird. Dabei wären radfahrende Polizisten wohl am erfolgreichsten. (un)

Detlev Gündel, FUSS e. V. und ADFC Stadtbezirk Linden Nord/Mitte


(c) Juni 1996 - HannoRad - Verwendung gegen Beleg und Quellenangabe