HannoRad Sommer 96: Editorial

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Teilrückzieher: Unser Sommer-Editorial wäre nicht so wohlwollend ausgefallen, hätten wir zeitig von den wahren Plänen der Üstra erfahren: Fahrradmitnahme nur nach 19 Uhr, an Samstagen nach 14 Uhr, lediglich an Sonn- und Feiertagen ohne Einschränkung. Zunächst hatte das Öffi-Unternehmen verlauten lassen, allein Hauptverkehrszeiten seien ausgenommen. Immerhin ist die Mitnahme im Pannenfall immer möglich - entsprechendes Wohlwollen des Personals vorausgesetzt.

Im Notfall hilft die Üstra aus

Große Fortschritte sind oft nur kleine Meldungen: Radfahrer dürfen ihr Gefährt jetzt auch in Hannovers Bussen und Bahnen mitnehmen. Ein schönes Ende einer langen Diskussion. Fahrräder würden andere Fahrgäste gefährden, Dreck machen und vor allem überhaupt nicht in die Fahrzeuge passen. Die Argumente erschienen unumstößlich; im Hintergrund stand die Angst, Radfahrer könnten die Bahnen stürmen.

Nach erster Annäherung von Konkurrenz zur Partnerschaft hatte man großzügig Radfahrer mit defekten Rädern in den Üstra-Fahrzeugen zugelassen. Schließlich erreichte der ADFC wenigstens eine Mitnahmeerlaubnis in den geräumigen Niederflurbussen. Der befürchtete große Run blieb aus, Probleme gab es nur in Einzelfällen. Aber war das nicht zu erwarten? Normalerweise entscheide ich mich vor Fahrtantritt für ein einziges Verkehrsmittel, also entweder für Fahrrad, Fuß, ÖPNV oder Auto.

Allein die Möglichkeit, im Notfall mein Fahrrad unter den Arm zu klemmen und in die Bahn steigen zu können, steigert die Attraktivität des Rades. Und wer den ÖPNV als "Retter in der Not" im Hinterkopf verankert, wird seine Skepsis gegenüber Bus und Bahn über kurz oder lang abbauen, endlich überwinden und häufiger mitfahren - ohne Rad natürlich, weil's bequemer ist!

Matthias Matzen

PS: Fahrräder können auch weiterhin Fahrgäste gefährden und Dreck machen. Da die Mitnahme aber kostenlos ist, haftet der Radfahrer selbst für seine Unachtsamkeit oder das Unvermögen, das Fahrrad zu halten.